Lukas und: das Untier

Eine Schau.

28.10., 19h + 21h Theater Dortmund / Studio

Foto Stine Hertel

Was hat der Blick im Theater mit dem Betrachten im Zoo gemein? Wer darf wen anstarren und auf welcher Seite beginnt die Ausstellung? Ordnungen geraten in Bewegung, tektonische Verschiebungen der Grundfesten unseres Selbstverständnisses werden ausgelöst. Aus eingehenden Auseinandersetzungen mit tierischem und menschlichem Verhalten bauen Lukas und ein Bühnenwesen, das den Kippmoment umkreist, an dem das Vertraute sich zum Fremden verwandelt. Poetisch und bedrohlich zugleich entsteht vor uns das Tier als Verwandter des Menschen und berührt eine Beobachtung Jacques Derridas unmittelbar: Das Tier schaut uns an und wir stehen nackt vor ihm.

Die Sicherheit im Zuschauerraum ist gefährdet: Schneller als man sich versehen kann, stecken alle mittendrin in der Menschenarena im Kampf um die Macht des Blicks. Und die ist mit dem Geist kaum zu fassen, sondern entfaltet sich unmittelbar als (Un)Behagen im gesamten Körper. Am Ende schauen wir der Gegenüberstellung der Arten mitten ins haarige Gesicht. Oder ist es doch der eigene Bart?

Lukas und, das sind fünf Menschen und ein Hund. Die Illusionswissenschaftler, die sich beim Studium der Theaterwissenschaften in Gießen kennengelernt haben und mittlerweile in Düsseldorf, Dortmund, Berlin und Brasilien beheimatet sind, sind bekannt für ihre feinen Handlungsbilder aus Requisiten, Bühnentechnik und Darstellerkörpern. Es entstehen tableaux vivants, die den Zuschauer zum staunenden Zeugen ihrer Herstellung machen. In ihrer neusten Arbeit das Untier gehen sie einen Schritt weiter und erweitern ihre Materialwerkstatt um den Zuschauer.

Und wer`s genauer wissen will: In den Herbstferien geben Lukas und in einem dreitägigen Workshop im Rahmen von TATENDRANG intensive Einblicke in ihre Arbeitspraktiken.

Von und mit: Alice Ferl, Stine Hertel, Bernhard la Dous, Katharina Runte, Johanna Seitz und Lukas / Produktion: LUKAS UND Koproduktion FFT Düsseldorf / Gefördert von: Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Stiftung van Meeteren / das Untier wurde ermöglicht durch flausen-young artists in residence, ein Stipendienmodellprojekt vom theater wrede + mit freundlicher Unterstützung von Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, EWE-Stiftung, Stadt Oldenburg und Fonds Darstellende Künste e.V.